Rechtschreibung und Grammatik werden im Online-Zeitalter zunehmend als altbacken und verstaubt angesehen. Wenn man sich in den Kommentarspalten im Internet umschaut, könnte man manchmal sogar meinen, die Rechtschreibung sei gänzlich abgeschafft worden. Unweigerlich stößt man auf teils wirklich abenteuerliche Grammatik sowie Orthografie. Satzzeichen treten scheinbar nur in Rudeln oder gar nicht auf. Im privaten Chat oder im eigenen Facebook-Status mag das okay sein. Wenn jedoch auch Fachseiten und die Internetauftritte von Unternehmen nur so vor Fehlern strotzen, ist das ein absolutes No-Go. Die Einhaltung von Rechtschreib- und Grammatikregeln ist wichtig, wenn man ernst genommen und verstanden werden möchte.
Rankingkriterium Rechtschreibfehler?
Rechtschreibfehler sind kein direktes Rankingkriterium für Google. Laut Google Webmaster Trends Analyst John Mueller zählt die Suchmaschine Rechtschreibfehler nicht, stuft eine Webseite also nicht auf Grund vieler Fehler herab. Allerdings ist guter Content einer der wichtigsten Faktoren, wenn es darum geht, mit seiner Webseite möglichst weit oben in den SERPs zu landen. Damit Inhalte wirklich hochwertig sind, sollten sie nicht nur relevante Informationen liefern, sondern auch ansprechend geschrieben sein. Dazu tragen die Korrektheit der Sprache und die Abwesenheit von Fehlern zweifelsohne bei.
Ob Google Rechtschreibfehler bewertet und ins Ranking einfließen lässt, ist jedoch nicht der Knackpunkt. Denn obwohl die Optimierung von Webseiten für Suchmaschinen sinnvoll und notwendig ist, sollte es in erster Linie um die Nutzer gehen, die eine Webseite mit einer bestimmten Intention aufrufen. Wie wirken sich Rechtschreibfehler auf ihre Bewertungen aus?
Fehler sind menschlich
Auch die besten Texter sind nicht vor Rechtschreibfehlern gefeit und vertippen sich ab und zu. Beim Korrekturlesen kann leicht etwas übersehen werden. Kurzum: Fehler passieren. Anders, als wenn ein Text in den Druck geht, können Fehler online auch im Nachhinein schnell und unkompliziert ausgemerzt werden. Diese Möglichkeit sollte unbedingt genutzt werden: Fallen einem Fehler in eigenen Texten auf oder wird man auf diese hingewiesen, sollten sie zeitnah korrigiert werden. Vereinzelte Fehler sind nicht weiter dramatisch und kommen häufig in der ersten veröffentlichten Fassung vor. Häufen sich die Fehler jedoch, hat das negative Auswirkungen.
Lesefluss
Das Lesen am Bildschirm ist ohnehin anstrengender, als das Lesen auf Papier. Dementsprechend sollten Texte im World Wide Web möglichst leser- und lesefreundlich sein. Rechtschreibfehler behindern den Lesefluss erheblich und erschweren das Erfassen von Inhalten. Fehlerfreie Texte mit regelmäßigen Absätzen, Zwischenüberschriften und einer klaren Struktur sorgen hingegen für ein positives Leseerlebnis.
Seriosität und Vertrauenswürdigkeit
Wer nicht korrekt schreiben kann, wird häufig als unwissend oder träge angesehen. Diesen Eindruck möchte man als Webseitenbetreiber vermeiden. Informative Webseiten verlieren ihre Glaubwürdigkeit, wenn zu viele Rechtschreibfehler in den Texten zu finden sind.
Wenn ein Onlineshop jede Menge Rechtschreib- und Grammatikfehler aufweist, sollte man unbedingt Vorsicht walten lassen. Oftmals handelt es sich dabei nämlich um einen Fake-Shop mit betrügerischer Absicht. Diese haben ihren Sitz zumeist im Ausland und die Betreiber verfügen nicht über die notwendigen Sprachkenntnisse, um wertige Texte auf ihrem Internetauftritt zu veröffentlichen. Schlechte Übersetzungen sind die Folge. Die Fehlerzahl ist demnach ein erster guter Indikator für die Vertrauenswürdigkeit und Seriosität einer Webseite beziehungsweise eines Onlineshops.
Fehlerfreie Texte zeugen nicht nur von guten Sprachkenntnissen, sondern auch von Mühe beim Texten sowie Tippen und Korrigieren. Diese Sorgfalt drückt außerdem den Lesern gegenüber Respekt aus.
Die Verweildauer als Signal für Google
Die Verweildauer ist die Zeit, die ein User auf einer Webseite verbringt und gibt Google Hinweise auf die Qualität einer Webseite. Findet der User, wonach er sucht und ist mit der Webseite zufrieden, verweilt er dort länger und liest beispielsweise den gesamten Artikel sorgfältig oder besucht sogar weitere Unterseiten. Sagt ihm die Webseite nicht zu, wird er diese schnell wieder verlassen.
Viele Rechtschreibfehler wirken sich negativ auf die Zufriedenheit der Besucher aus und können dazu führen, dass diese das Interesse an der Webseite verlieren, somit die durchschnittliche Verweildauer abnimmt und die sogenannte Absprungrate steigt. Die Absprungrate oder Bounce-Rate gibt an, wie viele Besucher die Webseite wieder verlassen, ohne eine weitere Unterseite aufzusuchen und sollte nach Möglichkeit gering ausfallen. Kaum jemand wird sich durch Texte voller Fehler quälen, wenn er dieselben Informationen fehlerfrei auf einer anderen Webseite erhalten kann.
Backlinks erwünscht
Wer mit seiner Webseite an die Spitze der Google-Suchergebnisse möchte, braucht hochwertige Backlinks. Also Verlinkungen von anderen, von Google positiv bewerteten Webseiten, auf die eigene. Je besser und einzigartiger die bereitgestellten Inhalte sind, desto wahrscheinlicher wird durch andere Webseitenbetreiber darauf verwiesen. Google wertet diese Links als Empfehlung und die Reputation der verlinkten Webseite steigt. Eine zu hohe Anzahl an Rechtschreibfehlern, kann hier das Aus bedeuten, denn wer verlinkt schon gern auf eine nachlässig gepflegte Webseite?
Keyword-Optimierung
Damit sowohl Nutzer, als auch Suchmaschinen erkennen, worum es inhaltlich auf einer Webseite geht, spielen prägnante Keywords eine große Rolle. Werden Keywords und deren Synonyme auf einer Webseite falsch geschrieben, wirkt sich allein das bereits negativ auf das dazugehörige Ranking aus. Geben User Suchbegriffe in falscher Schreibweise bei Google ein, so kann die Suchmaschine in der Regel erkennen, welcher Begriff gemeint ist und korrigiert Fehler automatisch. Es ist ergo nicht sinnvoll, eine Webseite auf fehlerhaft geschriebene Keywords zu optimieren, selbst wenn deren Suchanfragen nennenswerten Traffic erzeugen sollten. Die korrekte Schreibweise ist immer die, die genutzt werden sollte.
Fazit
Die Qualität der Rechtschreibung ist kein direkter Rankingfaktor, aber doch zumindest ein indirekter. Letztlich haben sämtliche Faktoren, die für die Zufriedenheit der User von Relevanz sind, auch auf die Einstufung durch Google und die SERPs Einfluss. Hochwertiger Content zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er frei von Fehlern ist. Die Einhaltung der Rechtschreib- und Grammatikregeln sind ein grundlegender Faktor für gelungene Inhalte. Es lohnt sich also immer, Fehler zu korrigieren und die eigenen Texte formal strahlen zu lassen.
6 Tipps für fehlerfreie Texte
Rechtschreibprogramme nutzen: Viele Schreibprogramme haben eine integrierte Rechtschreibprüfung, die unbedingt genutzt werden sollte. Darüber hinaus können weitere Programme wie beispielsweise die Rechtschreibprüfung des Dudens verwendet werden. Die technischen Hilfsmittel finden den Großteil der Flüchtigkeits- und Rechtschreib-, aber auch Grammatikfehler.
Laut lesen: Durch das Vorlesen reduziert sich die Lesegeschwindigkeit und Fehler werden weniger schnell überlesen. Insbesondere fehlende Buchstaben und Wörter können auf diese Weise leicht entdeckt werden.
Mit zeitlichem Abstand Korrektur lesen: Wer direkt nach dem Schreiben Korrektur liest, ist in der Regel viel zu nah am Inhalt, als dass er sich auf die Form konzentrieren kann. Am folgenden Tag fällt die Korrektur bereits deutlich leichter.
Schriftart ändern: Es kann sinnvoll sein, erneut Korrektur zu lesen, nachdem man die Schriftart geändert hat. Durch die veränderte Optik, können zuvor übersehene Fehler, plötzlich ins Auge stechen.
Auf Papier Korrektur lesen: Das Lesen auf Papier ist angenehmer und leichter. In gedruckter Form können Fehler einfacher gefunden werden.
Andere bitten, Korrektur zu lesen: Egal wie sorgfältig man ist, als Autor findet man nur selten jeden einzelnen Fehler. Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder haben einen größeren Abstand zum Text und einen frischen Blick.